Papa geht arbeiten, Mama bleibt zuhause bei den Kindern. Über Generationen hinweg war das die traditionelle Rollenverteilung in der Familie. Doch in den letzten Jahren hat sich hier einiges getan. Zwar ist es nach wie vor üblich, dass die Mutter in der ersten Zeit nach der Geburt zu Hause bleibt. Doch immer mehr Väter möchten ihr Kind heranwachsen sehen, an seiner Entwicklung stärker teilhaben und eine innige Beziehung zu ihm aufbauen und pflegen. Der Väterreport 2023 zeigt die neuesten Aspekte zur Vielfalt der Väter in Deutschland.
Rollenbild im Wandel
Das gesellschaftliche Vaterbild und die eigenen Vorstellungen von Vätern, wie sie ihre Rolle ausüben wollen, haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt. Dieser Trend setzt sich fort. Der Väterreport zeigt, dass sich Väter viel mehr als früher eine partnerschaftlich organisierte Aufgabenteilung wünschen.
Papa ist die neue Mama
Das heutige Vaterbild ist ohne Übernahme von Kinderbetreuung und familiären Aufgaben nicht mehr zu denken. Jeder zweite Vater (55 %) findet, dass kleine Kinder genauso gut von ihrem Vater betreut werden können wie von ihrer Mutter. Und viele Väter wünschen sich eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung.
Wunsch und Wirklichkeit
Der Väterreport zeigt aber auch eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, die sich durch viele Bereiche zieht und sich bei den meisten Vätern in der einen oder anderen Weise zeigt. So gibt jeder zweite Vater an, etwa die Hälfte der Betreuung übernehmen zu wollen. Tatsächlich tun dies nur 21 Prozent. Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich im Vergleich von allgemeinen Wertvorstellungen und tatsächlichem Verhalten: Die meisten Väter sind sich über das Aufweichen klassischer Rollenmuster bewusst. Knapp zwei Drittel der Väter befürworten gleiche berufliche Chancen und die finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig verharren mehr als die Hälfte der Väter im traditionellen Familienbild, wenn es um die zeitliche Aufteilung der Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit geht.
Elternzeit wird genutzt
Wichtige Weichenstellungen zugunsten der gewünschten partnerschaftlichen Aufgabenteilung werden nach der Geburt vorgenommen und im Laufe der Zeit oft beibehalten. Deshalb haben Elternzeit und Elterngeld eine sehr hohe Bedeutung. 34 Prozent der Familien, in denen beide Elternteile Elternzeit genommen haben, sagen, dass sie dadurch zu einer gerechteren Aufgabenteilung gefunden hätten. Insbesondere Elternzeiten von Vätern, die über zwei Partnermonate hinausgehen, wirken sich positiv auf die partnerschaftliche Aufgabenteilung aus. Der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen und dabei Elterngeld beziehen, steigt stetig an: Während im Jahr 2008 der Vater jedes fünften Kindes in Deutschland Elterngeld bezogen hat, ist der Anteil bei den 2020 geborenen Kindern auf knapp 44 Prozent angestiegen.
Work-Family-Balance
Insgesamt ist vielen Vätern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Anliegen. Dies wird auch in der weitverbreiteten Bereitschaft deutlich, zugunsten besserer Vereinbarkeitsbedingungen die Arbeitsstelle zu wechseln. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur mit aktiver Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter wird so zum Standortvorteil.
So könnten sich Wunsch und Wirklichkeit annähern
Um die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu verringern und die partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit weiter zu stärken, braucht es geeignete politische Rahmenbedingungen. Im Väterreport verweist Bundesministerin Lisa Paus in diesem Zusammenhang auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Familienstartzeit, eine bezahlte zweiwöchige Freistellung für Väter und zweite Elternteile nach der Geburt. Ein Gesetzentwurf dazu ist seit dem Frühjahr 2023 in der Ressortabstimmung. Um Väter noch mehr in ihrer partnerschaftlichen Orientierung zu stärken und die Gleichstellung der Geschlechter voranzubringen, müssen auch die anderen Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag dazu vereinbart wurden, in dieser Legislatur umgesetzt werden: Die Erweiterung der Partnermonate und eine Dynamisierung beim Elterngeld.
Quelle: Väterreport 2023, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend