Zuletzt machte ein Pilotprojekt aus Großbritannien Schlagzeilen zu diesem Thema. Die sechsmonatige Versuchszeit „Vier Tage Arbeiten bei vollem Lohn und gleicher Stundenzahl“ war hier in mehrfacher Hinsicht ein voller Erfolg, so dass fast alle involvierten Firmen an dem Konzept festhalten wollen. Doch was genau hat die Beteiligten dermaßen begeistert?Und: Wäre so ein Arbeitszeitmodell auch in Deutschland denkbar?
Das Projekt
An dem britischen Versuch nahmen sowohl Unternehmen aus dem Finanzsektor, der IT- und Baubranche sowie der Gastronomie und dem Gesundheitswesen teil. Bei gegebener Wochenarbeitszeit sollte es Vollzeit-Angestellten ermöglicht werden, diese auf weniger Tage zu verteilen, indem – mit Zustimmung des Arbeitgebers – die tägliche Arbeitszeit erhöht wird. Einige Betriebe führten flächendeckend ein dreitägiges Wochenende ein, während andere den freien Tag der Angestellten über die Woche verteilten oder an Ziele koppelten.
Fünf überzeugende Ergebnisse
Höhere Produktivität, niedrigerer Krankenstand, weniger Stress, mehr Umsatz und eine bessere Work-Life-Balance. So lautet der durchweg positive Tenor des Projekts, den fast alle Beteiligten auch in Zukunft erhalten wollen. Neben den genannten Vorteilen versprechen sich die Unternehmen zusätzlich, als attraktiver Arbeitgeber auf dem Markt aufzutreten, wenn sie ein solches Arbeitszeitmodell anbieten. Dies könnte einen Anziehungseffekt auf Bewerberhaben. Von den 61 Unternehmen, die an der sechsmonatigen Studie teilgenommen haben, haben 56 die Vier-Tage-Woche verlängert, davon 18 dauerhaft. Übrigens kein Einzelfall: Bereits in der Vergangenheit durchgeführte 4-Tage-Wochen-Projekte in anderen Ländern zeigten weitgehend ähnliche Resultate, auch in Deutschland.
Mehrheit der Beschäftigten will Arbeitszeit verkürzen
Dies zeigt der aktuelle "Arbeitszeitreport Deutschland" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Denn: Die Länge der tatsächlichen Wochenarbeitszeit ist ein maßgeblicher Indikator für die Belastung von Beschäftigten. Die 4-Tage-Woche könnte also auch in Deutschland den Puls der Zeit treffen. Allerdings ist damit nicht immer gemeint, dass bei gleichem Lohn die vereinbarten Stunden auf weniger Tage verteilt werden. Oft handelt es sich um eine klassische Arbeitszeitverkürzung, mit der auch eine entsprechende Lohnkürzung verbunden ist.
Umsetzung der 4-Tage-Woche in der Praxis
Hier kommt es darauf an, ob im Unternehmen ein Betriebsrat gewählt wurde oder nicht. Gibt es keine Interessenvertretung hat der Arbeitgeber die Möglichkeit, das Arbeitszeitmodell gesetzeskonform ohne besondere Vorgaben umsetzen – es sei denn, es gibt eine Regelung im Tarifvertrag, die der Einführung entgegensteht. Denn: Nach § 3 ArbZG kann die Arbeitszeit der Arbeitnehmer auf bis zu zehn Stunden an einem Arbeitstag verlängert werden. Ist ein Betriebsrat an Bord, muss der Arbeitgeber diesen beteiligen (§ 87 Abs 1 Nr. 2 und 3 BetrVG)und eine Betriebsvereinbarung abschließen.
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