Aktuelle Studie untersucht Stand der Gleichbehandlung

Blog – Gleichberechtigung

Erst kürzlich hat das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass eine Frau Anspruch auf gleiches Entgelt für gleiche oder gleichwertige Arbeit hat, wie ein männlicher Kollege (wir berichteten: https://www.aas-seminare.de/service/aas-aktuell/blog-2023/bundesarbeitsgericht-staerkt-lohngleichheit-zwischen-maennern-und-frauen.html). Pünktlich zum Equal-Pay-Day (07.03.2023) kommt nun auch die Hans-Böckler-Stiftung mit einer aktuellen Studie zu bekannten und neuen Ungleichheiten am Arbeitsmarkt heraus. Mit folgenden Ergebnissen:

Erwerbsquote

Die Frauen-Erwerbsquote ist zwar in den vergangenen Jahrzehnten spürbar gestiegen. Viele Bereiche in der Wirtschaft sind jedoch nach wie vor von Männern dominiert – vor allem in der Industrie. Dort beträgt der Frauenanteil in 50% der untersuchten Branchen weniger als 30 %. Ganz hinten liegen der Maschinenbau, der Hoch- und Tiefbau sowie Bauinstallation und Ausbaugewerbe, auf dem ersten Platz landet die Textilindustrie. In den Dienstleistungen ist der Anteil der Arbeitnehmerinnen generell höher. Drei Branchen sind sogar eindeutigeFrauendomänen: Im Gesundheitswesen sind 80 % der Beschäftigten weiblich, im Sozialwesen 76 %, in Erziehung und Unterricht 72 %. Am geringsten ist hier die Quote im Personen- und Güterverkehr und in Kfz-Handel und Reparatur.

Arbeitszeit

Männer arbeiten deutlich häufiger in Vollzeit. Der entsprechende Anteil reicht bei ihnen von 53 % in der Gastronomie bis zu 87 % unter anderem in der Energieversorgung und der Metallerzeugung. Bei den Frauen reicht das Spektrum von 21 % im Bereich Gebäudebetreuung, Garten- und Landschaftsbau bis zu 67 % in der Automobilindustrie.

Einkommen

Auch der Vergleich der Bruttostundenlöhne fällt meist zugunsten der Männer aus. In der Gesamtwirtschaft beträgt der Gender Pay Gap, Stand 2022, 18 %. Männer verdienen branchenübergreifend im Durchschnitt 24,36 brutto pro Stunde, Frauen 20,05 Euro. In 45 der 46 untersuchten Branchen verdienen Frauen weniger als Männer.

Geringfügige Beschäftigung

Minijobs sind vorwiegend Frauensache: In 26 von 35 Branchen sind Frauen häufiger ausschließlich geringfügig beschäftigt als Männer. Besonders groß ist die Differenz im Bereich Bauinstallation und Ausbaugewerbe, sowie in der Land- und Forstwirtschaft. Leichte Vorteile haben Frauen in verschiedenen Branchen bei befristeten Beschäftigungsverhältnissen. Branchenübergreifend unterscheiden sich die Quoten bei Frauen und Männern allerdings nicht.

Führung

Chefinnen gibt es nach wie vor seltener als Chefs. In 26 von 34 Branchen arbeiten Männerhäufiger in leitender Stellung als Frauen. Überraschend: Der einzige Bereich, in dem Frauen an der Spitze liegen, ist der Personen- und Güterverkehr.

Neuer Aspekt: Digitalisierung

Die digitale Transformation bringt neue Ungleichheiten ans Tageslicht, z.B den Gender Digital Gap. Dieser sagt unter anderem aus, inwiefern Frauen und Männer digitale Technologie am Arbeitsplatz nutzen, um ihre Berufschancen zu verbessern. Auch hier scheinen Männer die Nase vorn zu haben. Denn: Je fortgeschrittener Softwareanwendungen am Arbeitsplatz sind, desto weniger wahrscheinlich ist es laut der Forschungsergebnisse, dass Frauen sie nutzen. Und auch digital vernetzte Technologien, z.B. Cloud-Dienste oder selbstlernende Computersysteme, verwenden Männer beruflich häufiger als Frauen zu ihrem Vorteil. Der Gender Digital Gap spiegelt sich auch in den Einschätzungen der eigenen Qualifizierung wider: Im Vergleich zu Männern nehmen Frauen weniger Berufschancen in einem digitalisierten Arbeitsmarkt wahr bzw. fühlen sich auf die Transformation weniger gutvorbereitet.

Fazit

Die Experten stellen fest, dass noch viel zu tun ist, um die Geschlechtergleichheit durchzusetzen. Dazu beitragen könnte ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, das Unternehmen verpflichtet, Gleichstellungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Darüber hinaus empfehlen die Forschenden einen angemessenen Mindestlohn sowie eine Stärkung der Mitbestimmung.

Quelle: Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung

https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-gender-pay-gap-arbeitszeiten-fuehrungspositionen-47394.htm

07. März 2023

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