Digitaler Stress: Eine Herausforderung der modernen Arbeitswelt

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Die zunehmende und sich schnell entwickelnde Digitalisierung birgt sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben mit all seinen modernen Technologien viele Chancen, aber auch Risiken und Nachteile. Es entstehen Änderungen des Belastungs- und Beanspruchungsprofils von Arbeitnehmern, mit denen diese häufig nicht umgehen können. Die Folge: digitaler Stress. Was sich genau hinter diesem Phänomen verbirgt, lesen Sie hier.

Definition: Digitaler Stress

Stress beschreibt den Zustand eines Menschen mit erhöhter psychischer oder physischer Aktivierung aufgrund einer fehlenden Balance zwischen einwirkender Belastung und den individuellen Voraussetzungen, diesen Anforderungen gerecht zu werden, sowie die daraus unmittelbar resultierenden negativen Folgen (DIN EN ISO 10075-1). Bei „digitalem Stress“ sprechen Experten von dem „Unvermögen eines Individuums, mit neuer Technologie in einer gesunden Art umzugehen, was zu Stresserleben führt“. Folgen sind reduzierte Leistung, Arbeitsunzufriedenheit, geringe Verbundenheit mit dem Arbeitgeber, geringere Bindung an den Arbeitsplatz, Irritation, gesundheitliche Beschwerden und emotionale Erschöpfung.

Belastungsfaktoren der digitalen Arbeitswelt

Belastungsfaktoren können sich auf die Arbeitsaufgabe, soziale Beziehungen, Arbeitsorganisation oder Arbeitsumgebung beziehen. Menschen verarbeiten Belastungen unter anderem je nach individuellen Erfahrungen, Einstellungen, Persönlichkeit, Bewältigungsstrategien und Fähigkeiten unterschiedlich. In der Studie „Gesund digital arbeiten?!“ (Gimpel et al., 2019) wurden insgesamt zwölf verschiedene Belastungsfaktoren bei der Arbeit mit digitalen Medien und Technologien identifiziert, die das Phänomen digitaler Stress genauer beschreiben:

  • Leistungsüberwachung: Beschreibt den Umstand, dass durch die Nutzung digitaler Technologien und Medien die Leistungsüberwachung und -bewertung zunimmt.
  • Gläserne Person: Bezeichnet das Gefühl, dass durch die Nutzung digitaler Technologien und Medien die Privatsphäre verletzt werden könnte.
  • Unzuverlässigkeit: Fehlfunktionen oder instabile Systeme führen zu einem stressverursachenden Gefühl, dass die verwendeten digitalen Technologien und Medien unzuverlässig sind und nicht ihrer Aufgabe gerecht werden.
  • Unterbrechungen: Durch die Nutzung von digitalen Technologien und Medien kommt es vermehrt zu Ablenkungen oder Unterbrechungen, die als störend wahrgenommen werden.
  • Überflutung: Beschreibt das Gefühl, aufgrund des Einsatzes digitaler Technologien und Medien mehr und schneller arbeiten zu müssen. So wird durch die höhere Menge an bereitgestellten Informationen das Gefühl von Beschleunigung und Zunahme von Arbeit ausgelöst.
  • Verunsicherung: Durch den ständigen Wechsel und Veränderungen der digitalen Technologien und Medien wird Verunsicherung ausgelöst. Dadurch kann ein Gefühl entstehen, dass die eigenen Kompetenzen regelmäßig angepasst und weiterentwickelt werden müssen.
  • Nicht-Verfügbarkeit: Bezeichnet das Gefühl, dass die zur Erledigung der Arbeit benötigten digitalen Technologien und Medien nicht zur Verfügung stehen.
  • Unklarheit der Rolle: Erfasst das Gefühl, dass mehr Zeit in die Lösung von Problemen mit digitalen Technologien und Medien investiert werden muss als in die eigentliche Arbeitstätigkeit.
  • Komplexität: Die hohe Komplexität digitaler Technologien und Medien, die die eigenen Fähigkeiten übersteigt, kann Erwerbstätigen das Gefühl unzureichender Kompetenzen vermitteln und in einem hohen Zeitaufwand münden, neue Fähigkeiten zu erlernen.
  • Omni- und Dauerpräsenz: Beschreibt das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und einer erwarteten kürzeren Reaktionszeit durch das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben aufgrund der Nutzung digitaler Technologien und Medien.
  • Jobunsicherheit: Bezeichnet die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes durch Automatisierung oder mangelnder Kompetenz im Umgang mit digitalen Technologien und Medien.
  • Mangelndes Erfolgserlebnis: Liegt vor, wenn Beschäftigte aufgrund der Nutzung digitaler Technologien und Medien eigene Arbeitsfortschritte bzw. -erfolge wenig wahrnehmen.

Maßnahmen

Die Daten und Erkenntnisse der Studie legen Maßnahmen nahe, um Fehlbeanspruchungen durch digitalen Stress zu vermeiden. Das Ziel derartiger Präventionsmaßnahmen ist, ein Gleichgewicht zwischen den individuellen Kompetenzen und den Anforderungen durch Digitalisierung herzustellen. Darunter fallen die Vermittlung und der Erwerb von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien und in der Bewältigung von digitalem Stress (Verhaltensprävention), aber auch ein maßvoller, individuell optimierter Einsatz digitaler Technologien, die Bereitstellung von Support sowie das Design und der Einsatz verlässlicher Technologien (Verhältnisprävention) (ih).

Quellen: 

Digitaler Stress in Deutschland, 2018, Hans-Böckler-Stiftung,

Belastungsfaktoren der digitalen Arbeit, 2020, Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik GIT, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Betriebswirtschaftliche Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft e.V. (BF/M-Bayreuth)

17. Mai 2022

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