
Eigentlich sollte es klar sein: Wer krank ist, bleibt zu Hause. Doch so eindeutig ist es in der Praxis gar nicht. Studien zeigen, dass jeder vierte Beschäftigte entgegen dem Rat des Arztes krank zur Arbeit gegangen ist. Der Trend zum Homeoffice verstärkt das Problem. Doch was bewegt den Einzelnen zu dieser Entscheidung und was kann es für Folgen haben? Wir schauen uns dies und Weiteres an.
1. Der Begriff
Der Begriff Präsentismus wird in der Arbeitswelt für ein Verhalten von Arbeitnehmenden verwendet, die trotz Erkrankung oder gesundheitlichen Einschränkungen ihrer Arbeitspflicht nachkommen. Das Gegenteil wird als Absentismus bezeichnet. In diesen Fällen sind die Beschäftigten aufgrund von Krankheit oder anderen Gründen häufig nicht am Arbeitsplatz.
2. Die Ursachen
Die Gründe, warum ein kranker Mitarbeiter trotzdem arbeitet, können unterschiedlicher nicht sein. Bekannte Ursachen sind:
- Angst vor Jobverlust
- Angst vor finanziellen Nachteilen
- Hoher Arbeits- und Termindruck
- Personalmangel
- Keine Vertretung
- Loyalität gegenüber dem Team bzw. dem Arbeitgeber
- Starke Bindung zum Arbeitgeber
- Gefühl der Verpflichtung
- Schuldgefühle
3. Die Folgen
(Negative) Konsequenzen kann das sowohl für den Arbeitnehmenden als auch für den Arbeitgebenden haben.
- Produktivitätsverluste, da die betroffenen Mitarbeitenden in ihrer Arbeits- und Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind.
- Häufigkeit von Fehlern und das Risiko von Arbeitsunfällen erhöht sich.
- Spätere, dann unter Umständen umso längere Krankschreibung oder Chronifizierung und Langzeitarbeitsunfähigkeit mit den entsprechenden Kosten.
- Ansteckung anderer Mitarbeitenden, die dann ihrerseits ausfallen.
4. Präsentismus und Homeoffice
Präsentismus ist nicht nur ein bekanntes Phänomen im Betrieb, sondern auch und sogar vor allem im Homeoffice weit verbreitet. So lautet das Ergebnis einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) von 2022. Danach ist einer der wichtigsten Gründe dafür ein erhöhtes Schuldgefühl gegenüber dem Team bei den Betroffenen.
5. Handlungsmöglichkeiten im Betrieb
Die Studie der TK zeigt im Ergebnis, dass Arbeitgeber und Betriebsräte die Mitarbeitenden verstärkt über das Thema Präsentismus aufklären und sensibilisieren müssen. Darüber hinaus wünschen sich Beschäftigte eine direkte Ansprache von der Führungskraft, die vom Arbeiten trotz Krankheit abrät. Förderlich wäre es auch, wenn die Vorgesetzten mit gutem Beispiel vorangehen und nicht selbst krank zu Arbeit kommen, sondern zu Hause bleiben. Zudem könnte durch effektive Vertretungsregeln den Arbeitnehmenden der Druck und die Schuldgefühle gegenüber dem Team genommen werden. Eine Vereinbarung zum Verhalten im Homeoffice kann dabei zusätzlich die Grundlage für den Schutz der mobil Arbeitenden bilden.