
Die moderne Arbeitswelt steht vor zahlreichen Herausforderungen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel, hohen Fehlzeiten und sinkender Produktivität. Eine zentrale Rolle bei der Bewältigung dieser Probleme spielt die Führung. Dafür reicht es jedoch nicht aus, Führungskräfte nur fachlich zu schulen. Vielmehr ist ein grundlegender Wandel in der Führungskultur erforderlich. Ziel ist eine Führung, die sowohl die Leistungsfähigkeit als auch das Wohlbefinden aller Beteiligten erhält bzw. stärkt.
Führung neu definieren
Gesunde und sichere Arbeitsbedingungen gewinnen zunehmend an Bedeutung, um Mitarbeitende langfristig zu motivieren und zu binden. Traditionelle Führungsbilder, die vor allem auf individuelle Eigenschaften wie Charisma oder Durchsetzungsvermögen setzen, greifen heute zu kurz. Vielmehr müssen Führungsstile zur Unternehmenskultur und zur aktuellen Situation im Betrieb passen.
Voraussetzungen gesundheitsgerechter Führung
Gesundheitsgerechte Führung basiert laut Experten auf fünf Elementen:
- einer werteorientierten Unternehmenskultur
- verantwortungsbewussten Führungskräften
- Information und Reflexion
- ausreichend Zeit
- offener/transparenter Kommunikation.
Auch die Organisation selbst – Struktur, Klima und Kultur – beeinflusst maßgeblich die Gesundheit im Betrieb.
Die vier Ebenen gesundheitsgerechter Führung
Damit Führung in den Betrieben sicherheits- und gesundheitsgerecht gestaltet werden kann, setzen Experten auf den nachfolgenden vier Ebenen an. Alle Ebenen sind miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig. Die Berücksichtigung dieser Aspekte unterstützt Führungskräfte dabei, ihr Handeln weiterzuentwickeln und nachhaltige Veränderungen umzusetzen.
- Selbstführung der Führungskraft
Die Führungskraft achtet auf sich selbst und hat ein Zeit-, Fehler- und Ressourcenmanagement, das als Vorbild dienen kann.
- Führung von Beschäftigten
Die Beziehung zwischen Führungskraft und Beschäftigten ist geprägt von Fairness, Gerechtigkeit, Respekt und Rücksichtnahme.
- Gestaltung von Arbeitsbedingungen
Stichwort „Gefährdungsbeurteilung“. Führungskräfte sollten die Belastung an
den Arbeitsplätzen ihrer Mitarbeitenden ermitteln und gegebenenfalls Maßnahmen zu sicherer und gesunder Arbeit ergreifen.
- Etablierung einer Sicherheits- und Gesundheitskultur
Sicherheit und Gesundheit im Betrieb sollte Teil der strategischen Ausrichtung des Unternehmens sein.
Quelle: Cosmar/Mields, DGUV Forum 9/2024
Betriebsrat und Führung
Auch beim Thema „gesunde Führung“ sollte der Betriebsrat seinen Einfluss geltend machen. Er kann die Führungskräfte dabei unterstützen, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung umzusetzen und auf die Notwendigkeit von gesundheitsbewusstem Verhalten aufmerksam machen. Darüber hinaus ist es seine Aufgabe, die Einhaltung von Gesundheitsvorschriften und -richtlinien zu kontrollieren und bei Bedarf auf die Einhaltung zu bestehen.
Übrigens: Der Betriebsratsvorsitzende ist zwar keine Führungskraft im Sinne dieses Blogbeitrags, also kein klassischer „Vorgesetzter“. Dennoch ist es auch für ihn wichtig, die ein oder andere Führungskompetenz zu haben. Diese können entscheidend sein für eine starke Interessenvertretung – denn nur mit klarer Orientierung, Kommunikationsstärke und strategischem Geschick funktioniert gute Betriebsratsarbeit.
Quelle: Cosmar/Mields, DGUV Forum 9/2024
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