
Ob Digitalisierung, Flexibilisierung oder Künstliche Intelligenz (KI): All diese Entwicklungen hinterlassen nicht nur ihre Spuren in unserem heutigen Berufsalltag, sondern beeinflussen auch die Arbeitswelt von morgen. Mit den Chancen und Risiken bzw. den Trends im Bereich Gesundheit und Arbeitssicherheit hat sich Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser beschäftigt. Er leitet das ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft und forscht zum Thema Arbeit der Zukunft.
Hybrides Arbeiten
Die Kombination von Homeoffice und Präsenzarbeit hat sich in den letzten Jahren in vielen Bereichen durchgesetzt und an Beliebtheit gewonnen. Die Vorteile: Flexibilität wird gestärkt, Pendelstress verringert, Selbstbestimmung gefördert und die sogenannte Work-Life-Balance wird unterstützt. Andererseits finden sich auch Herausforderungen, beispielsweise durch die ständige Erreichbarkeit, die fehlende soziale Interaktion im Homeoffice und die möglichen ergonomischen Defizite am heimatlichen Schreibtisch. Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es „noch viele Lösungen“ braucht und macht auf eine Veröffentlichung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) aufmerksam, welche Empfehlungen für sichere und gesunde hybride Arbeitsbedingungen enthält, die Unternehmen bei der Gestaltung hybrider Modelle helfen können. ( https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arbeitsrecht/empfehlungen-hybride-bildschirmarbeit.pdf?__blob=publicationFile&v=4)
KI und Arbeitsschutz
Auch die Künstliche Intelligenz hat den Arbeitsalltag von heute revolutioniert und wird von den einen begrüßt– von den anderen gefürchtet. Es gibt in diesen Tagen kaum einen Betrieb, der nicht mit KI arbeitet, auch wenn man es auf den ersten Blick gar nicht sieht. Die Stärken im Arbeitsschutz sieht der Arbeitswissenschaftler darin, dass KI den Prozess der Gefährdungsbeurteilung erleichtern oder vor Unfällen warnen kann. Hinsichtlich Datenschutz und Anpassung der Arbeitsschutznormen an die neue Technologie ist seiner Meinung nach noch „Luft nach oben“. Zu erwarten ist ein zunehmender Einsatz von KI in allen (un-)denkbaren Tätigkeitsbereichen.
„Grün arbeiten“ wird für immer mehr Arbeitnehmende, aber auch Arbeitgebende zum Bedürfnis. Denn: Durch Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz kann nicht nur die CO2-Bilanz optimiert werden. Auch die Arbeitsbedingungen an sich werden grundsätzlich besser. Das hat wiederum einen positiven Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit sowie auf die Produktivität der Beschäftigten. Der Vorschlag von Stowasser für einen Schritt in diese Richtung: „Verbesserte Luftqualität dank grüner Büros mit vielen Pflanzen, durch natürliche Beleuchtung oder den Einsatz nachhaltiger und recycelter Materialien”.
Weiterentwickelte Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und Robotik
Nicht nur der Einsatz menschenähnlicher (humanoider) Roboter, sondern auch die Verwendung sogenannter „smarter“ PSA sind immer mehr auf dem Vormarsch. Erhöhte Sicherheit, bessere Prävention und effizientere Prozesse in modernen Arbeitsumgebungen sind hier die hervorzuhebenden Vorteile. In der heutigen Zeit kommen humanoide Roboter vor allem in der Automobilbranche zur Anwendung. Der Experte prognostiziert, dass die Robotik in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht nur die Produktion, sondern auch die Pflege und Logistik revolutionieren wird, indem sie schwere körperliche Tätigkeiten oder Routineaufgaben übernimmt. Neuentwicklungen im Bereich der smarten PSA sind beispielsweise intelligente Sicherheitsshirts, die Elektrounfälle und Stürze erkennen und automatisch die Rettungskette oder einen Alarm aktivieren. Es gibt intelligente Feuerwehrschutzbekleidung, die Vitalfunktionen überwacht und vor Überlastungen warnt sowie mit Sensoren ausgestattete Jacken, die Rückenbelastungen konkret darstellen.
Fazit/Ausblick
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel – geprägt durch Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeitsbestrebungen und neue Arbeitsformen wie hybrides Arbeiten. Diese Entwicklungen bieten große Chancen für mehr Flexibilität, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, bringen aber auch neue Herausforderungen mit sich. Dieser Wandel sollte aktiv und verantwortungsvoll gestaltet werden– etwa durch ergonomische Maßnahmen im Homeoffice, klare Regelungen für den KI-Einsatz oder durch den verstärkten Fokus auf nachhaltige Arbeitsumgebungen. Auch technologische Innovationen wie smarte Schutzausrüstung und Robotik werden zukünftig eine zentrale Rolle im Arbeitsschutz spielen. Entscheidend ist, dass Unternehmen frühzeitig geeignete Konzepte entwickeln, um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Beschäftigten auch unter veränderten Bedingungen langfristig zu sichern.
Quelle: Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG)
https://www.certo-portal.de/artikel/sicherheit-und-gesundheit-fuenf-trends-aus-der-arbeitswelt