Krankschreibung bald erst ab Tag 4?

Blog43 Krankschreibung

Genau diese Frage wird derzeit, wie man sich denken kann, ziemlich kontrovers diskutiert. Der Verbandschef der Kassenärzte fordert eine Lockerung der Krankschreibungen, um unter anderem unnötige Arztbesuche zu vermeiden und das Gesundheitssystem zu entlasten. Doch Arbeitgeber sind alles andere als begeistert. 

Hintergrund 

Laut aktueller gesetzlicher Regelung (§ 5 Entgeltfortzahlungsgesetz – EntgFG) ist der Arbeitnehmer verpflichtet, dem Arbeitgeber die Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer unverzüglich mitzuteilen. Dauert die Arbeitsunfähigkeit länger als drei Kalendertage, hat der Arbeitnehmer eine ärztliche Bescheinigung über das Bestehen der Arbeitsunfähigkeit sowie deren voraussichtliche Dauer spätestens an dem darauffolgenden Arbeitstag vorzulegen. Der Arbeitgeber ist berechtigt, die Vorlage der ärztlichen Bescheinigung früher zu verlangen, allerdings nicht später, so das Gesetz.  

Die Idee der Akteure im Gesundheitswesen 

Der Verbandschef der Krankenkassen fordert nun eine pauschale Verlängerung der Karenzzeit. Denn: Die aktuell geltende Möglichkeit für Arbeitgeber, in den ersten drei Tagen eine Krankschreibung zu verlangen, führe zu Abertausenden Arztbesuchen, die nicht zwingend notwendig wären. Er mahnt außerdem an, die Ausnahme, dass Arbeitgeber Krankschreibungen schon früher verlangen können, aus dem Gesetz zu streichen. So soll insgesamt der Druck auf das Gesundheitssystem gemindert werden. Seine Argumentation: Pro Jahr würden etwa 116 Millionen Krankschreibungen ausgestellt. Etwa 35 Prozent davon hätten eine Gesamtdauer von maximal drei Tagen. Entfielen diese, würde das Gesundheitswesen den Angaben zufolge um 1,4 Millionen Arbeitsstunden beziehungsweise Kosten von 100 Millionen Euro entlastet. 

Die Reaktion der Arbeitgeberseite 

Arbeitgeber weisen die Überlegungen hingegen zurück. Eine pauschale Verlängerung der Karenzzeit würde vielleicht dem Gesundheitssystem zugutekommen, nicht aber den Arbeitgebern – im Gegenteil. Deren Interessen, unter anderem einen Beleg für die Erkrankung haben zu wollen, würden bei einer solchen Lösung nicht ausreichend berücksichtigt.  

Das sagt die Politik 

Dass der Vorschlag des Verbandschef der Krankenkassen in naher Zukunft umgesetzt werden könnte, scheint nicht sehr wahrscheinlich. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) äußert sich in den Medien hierzu eher zurückhaltend. Ihrer Ansicht nach ist die momentane Lösung eine austarierte, die sowohl die Interessen des Gesundheitswesens als auch die der Arbeitgeber berücksichtigt. Außerdem verweist sie auf die Möglichkeit einer telefonischen Krankschreibung für bis zu fünf Tagen, die es noch gibt. Noch!  

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