
Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hat jeder zehnte Mensch bei uns ein Suchtproblem. Und noch weitaus mehr Menschen sollen Alkohol, Tabak und andere Suchtmittel in gesundheitsschädlicher Weise konsumieren, auch wenn keine Abhängigkeit vorliegt. Um die Herausforderungen für Drogenpolitik und Gesundheitswesen anzugehen, stellt die Suchthilfe vor der Bundestagswahl konkrete Forderungen an die künftige Politik.
Die Drogenproblematik
Die Drogenproblematik in Deutschland wächst. Neben Suchtmitteln wie Alkohol und Tabak sind Medikamenten-Abhängigkeit sowie Spielsucht oder ein problematischer Umgang mit digitalen Medien bis hin zur Sucht nach Ablenkung durch Social Media und Handy-Spiele bei vielen Betroffenen an der Tagesordnung. Sorge bereitet Experten vor allem die Ausbreitung von Crack und Kokain.
Doch die Zunahme der Menschen mit Suchtproblemen ist nicht allein die Erschwernis. Gleichzeitig würden Mittel gekürzt, obwohl es eigentlich mehr statt weniger zeitgemäße Hilfsangebote geben müsste, so die DHS. Die Suchthilfe kämpfe daher bereits teilweise mit Existenzbedrohung. Viele Beratungsstellen müssten derzeit Leistungen zurückfahren oder sogar ganz schließen.
Die Forderungen
Nicht nur die Betroffenen, Familie und Arbeitskollegen sind von der Problematik belastet. Sucht und der Konsum von Rauschmitteln belastet die Volkswirtschaft mit einer dreistelligen Milliardensumme. Um die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft und der Gesellschaft hierzulande zu sichern, braucht es laut der Experten eine Sucht- und Drogenpolitik, die den Stand der Forschung anerkennt und konstruktiv nach vorn blickt. In einem detaillierten Positionspapier skizziert die DHS noch vor der Bundestagswahl bzw. der Bildung einer neuen Regierung zentrale Herausforderungen und Handlungsbedarfe der zukünftigen Sucht- und Drogenpolitik in Deutschland.
1 Einführung einer zweckgebundenen Pflichtabgabe auf den Verkauf von legalen Suchtmitteln und abhängigkeitserzeugenden Angeboten.
2 Stärkung der Verhältnisprävention, um strukturelle Maßnahmen zur Suchtprävention zu fördern.
3 Sicherung der Suchtberatung sowie weiterer öffentlicher und niedrigschwelliger Behandlungsangebote.
4 Einrichtung eines Bund-Länder-Koordinationsrates für Suchtfragen, um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ebenen zu verbessern.
5 Stärkung des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung und Wiedereinsetzung eines Drogen- und Suchtrates.
6 Aktualisierung der nationalen Sucht- und Drogenstrategie aus dem Jahr 2012.
7 Aufsetzen von Förderprogrammen für Forschung und Substanzmonitoring im Suchtbereich.
8 Einführung und Ausbau schadensmindernder Maßnahmen, um Risiken für Betroffene zu reduzieren.
9 Flächendeckende Versorgung von Inhaftierten mit Opioid-Abhängigkeit mit Substitutionsmitteln und vereinfachter Zugang zu Beratungs- und Behandlungsangeboten.
10 Weiterentwicklung des Cannabisgesetzes unter Berücksichtigung von Gesundheits-, Jugend- und Verbraucherschutz, ohne Rückkehr zur Kriminalisierung von Konsumierenden.
11 Entstigmatisierung von Suchterkrankungen als gesellschaftliches Ziel und Umsetzung entsprechender Maßnahmen.
Das Fazit zum Drogenproblem
Es braucht dringend mehr Hilfen und Suchtberatung für Suchtkranke. Mit ihren Forderungen möchte die DHS einen Beitrag zu einer zeitgemäßen, kohärenten und evidenzbasierten Suchtpolitik leisten. Die künftige Bundesregierung solle insbesondere die bislang nicht gesetzlich verankerte Leistung der Suchtberatung verlässlich absichern.
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