Einige (wenige) Unternehmen in Deutschland bieten es tatsächlich an: Wer keine Lust hat zu arbeiten, kann zuhause bleiben – ohne Krankmeldung und bei vollem Lohn. So sehen sie aus, die sogenannten Null-Bock-Tage, über die derzeit heiß diskutiert wird. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter? Ist das ein echter Zukunftstrend oder nur viel Wirbel um nichts?
Null-Bock-Tage? Die Briten spinnen doch, oder?
Ursprünglich soll die Idee aus England kommen, genauer gesagt von einer britischen Unternehmensberatung. Von da aus nahm das Konzept einen Umweg in die USA, bevor es dann auch in Deutschland in einigen wenigen Unternehmen landete mit dem Ziel, Krankheiten und Überlastungen im Team vorzubeugen. Mitarbeitende sollen die Null-Bock-Tage dazu nutzen, um wieder Energie zu tanken und leistungsfähig zu sein. Laut Medienberichten werden im Durchschnitt ein bis fünf dieser besonderen Auszeiten pro Jahr genommen.
Pro und Contra der Null-Bock-Tage
Wie immer, wenn etwas Neues auf den Markt kommt, streiten sich die Geister bzw. die Experten. Einerseits wird diese zusätzliche Freizeit bzw. die Mitarbeitenden, die dieses Angebot nutzen, scharf verurteilt, unter anderem als „egoistisch“. Denn: Wer sich aufgrund von mangelnder Lust freinehme, stoppe Prozesse für Kunden, schiebe seine Arbeit auf den Rest des Teams ab und koste seinen Arbeitgeber Geld. Man könne letztendlich nicht jeden Tag Spaß auf der Arbeit haben und ein wenig Selbstdisziplin sei nicht zuviel verlangt – es ist eben dort kein Ponyhof. Auch scheint fraglich, ob die Idee überhaupt in allen Berufsbereichen umsetzbar ist, was zu Konflikten führen kann. Andere finden das Konzept durchaus sinnvoll. Ohnehin mache es keinen Spaß, mit Menschen zu arbeiten, die keinen Antrieb und keine Motivation zum Arbeiten haben. Außerdem zähle hier auch der Präventionsgedanke. Solche Tage könnten dabei helfen Überlastung und Burn-out zu verhindern und Krankmeldungen insgesamt zu reduzieren. Ginge man zum Arzt, ist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für mehrere Tage wahrscheinlich, obwohl man selbst eigentlich nur einen Tag Erholung braucht. Das Konzept ermögliche es außerdem Menschen, die einfach nur einmal eine Auszeit brauchen, ehrlicher damit umzugehen. Auch könne jeder, egal welchen Job er macht, von so einer Vereinbarung profitieren, wenn alle Beteiligten entsprechend planen, organisieren und mitdenken.
Sonderurlaub für die mentale Gesundheitsförderung statt Null-Bock-Tage
Was es in deutschen Unternehmen häufiger geben soll, als die ausdrücklichen Null-Bock-Tage sind die Reset Days oder auch Mental Health Days oder auch Wellbeing Days genannt. Handelt es sich hierbei um einen anderen Ansatz oder hört es sich einfach nur besser an? Jedenfalls sind hiermit Tage gemeint, an denen sich Mitarbeitende bezahlt freinehmen können, um ihre mentale Gesundheit zu fördern und von stressigen Phasen herunterzukommen. Diese Form des Sonderurlaubs kann individuell genommen werden, ist mancherorts jedoch auch als eine Art „Betriebsferien“ an das ganze Unternehmen gebunden.
Egal ob Null-Bock-Tage, Sonderurlaub oder Betriebsferien
Egal wie man es nennt, die Einführung eines solchen Konzepts will sowohl gut überlegt als auch richtig geplant und kommuniziert sein. Der Betriebsrat kann hier ein Mitbestimmungsrecht nach § 87 Abs. 1 Nr. 5 BetrVG haben und ist dementsprechend mit einzubeziehen. Auch weniger umstrittene Alternativen im Bereich der flexiblen Arbeitszeitgestaltung sind denkbar.
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